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.In weniger als 15 Jahren gewöhnte sich die Menschheit dasFotografieren auf chemischer Basis fast vollständig ab.Heute istAnalogfotografie ein Hobby für Spezialisten, wie Malerei oderMakramee.Datenträger sterben einsamDie klassische Fotografie ist nur eines unter vielen Opfern, die dieDigitalisierung am Wegrand zurücklässt.Weil nach und nach allesdigital wird, verschwindet ein analoger Datenträger nach dem anderen.Als Nächste sind die digitalen dran.Irgendwann werden nur noch diereinen Daten übrig sein, unabhängig vom Speichermedium,ausdehnungs- und gewichtslos, gespeichert auf lokalen Festplatten oderirgendwo im Internet.Schon erwischt hat es die Schallplatte, dieVideokassette, die Audiokassette, inzwischen ist sogar die CD vonAussterben bedroht.Bei Musik und Fotografie ist die Entwicklung amweitesten fortgeschritten, sie liegen schon jetzt oft als reine Daten vor.Folgen dürfte das, was man bis heute umgangssprachlich Zelluloidnennt, obwohl Filmstreifen längst auf Polyesterbasis hergestellt werden.Kinos in aller Welt rüsten derzeit für sehr viel Geld auf digitaleProjektion um, weil es viel einfacher ist, Filme in Dateiform um denGlobus zu schicken als in gewaltigen Blechdosen, die bis zu zwölfKilogramm wiegen.Weil Filmkopien enorm teuer sind, digitale abernichts kosten.Und weil neue Projektionstechniken, die etwa für Filme in3D unabdingbar sind, mit transparenten Filmstreifen als Datenträgereinfach nicht mehr funktionieren.Der älteste aller heute gebräuchlichen Datenträger wird diesem Prozesswohl als Letzter zum Opfer fallen: das Papier.Es wird vermutlich nochlange dauern, aber in diesem Bereich ernsthafte Prognosen abgeben zuwollen, wirkt im Licht vergangener Entwicklungen doch sehr gewagt.Im Frühjahr 2011 teilte der Internetbuchhändler Amazon erstmals mit,dass er in den vorangegangenen Monaten in den USA mehr E-Bücher fürsein digitales Lesegerät »Kindle« verkauft habe als gedruckteBuchausgaben.Das lässt keine Aussagen über den US-Buchmarktinsgesamt zu, denn Kindle-Bücher kann man nur bei Amazon kaufen,nirgends sonst.Aber es ist doch eine erstaunliche Entwicklung immerhin gibt es den Kindle erst seit Ende 2007.Auch die Auflagen vonTageszeitungen in den USA und hierzulande gehen kontinuierlichzurück, während eine wachsende Zahl von Menschen sich ausschließlichonline über das Weltgeschehen informiert.Trotzdem werden Unmengenvon bedrucktem Papier verkauft.Das papierlose Büro, das man unsimmer wieder angekündigt, angedroht, versprochen hat noch liegt es inweiter Ferne.In Redaktionen, Agenturen, Ämtern, Universitäten,Schulen, Bibliotheken und Büros wird gedruckt und kopiert, was dasZeug hält.Nach wie vor gibt es kaum jemanden, der längere Textewirklich lieber am Bildschirm liest.Das aber ist eine Frage derverfügbaren Technik und auch der von klein auf erworbenenGewohnheiten, und damit nur eine der Zeit.Wenn es so kommt, wie es nun schon so oft gekommen ist, wird auchdas Primat des Papiers irgendwann eine vorübergehende Phase gewesensein.Noch um die Jahrtausendwende wurden unter Fotobegeistertenerbitterte Streitgespräche darüber geführt, ob die Digitalfotografie sichjemals durchsetzen würde, ob Profis irgendwann bereit sein würden, sichdieser unstofflichen, geisterhaft wirkenden Technik mit der miesenAuflösung anzuvertrauen.Doch die Qualität der Bilder wuchs rasant,während die Preise für Kameras im selben atemberaubenden Tempofielen.Eine digitale Spiegelreflexkamera kostet heute so viel,wie 1998eine gute analoge gekostet hat.Und wer versucht, in einer Großstadteinen Diafilm zu kaufen, muss sich auf erstaunte Gesichter und längereFußmärsche gefasst machen.Damit das Digitale das Analoge aussticht, das hat die Geschichtevielfach gezeigt, braucht es nur drei Faktoren: Die Qualität mussstimmen, der Komfort und der Preis.Das Totenglöcklein der CDbegann in dem Moment zu läuten, in dem das MP3-Format erfundenwurde, das Musikdateien in akzeptabler Klangqualität ermöglichte, alsMusiktauschbörsen diese Dateien dann für den besten Preis von allenverfügbar machten: gratis.Das Ende der VHS-Kassette begann, als dieerste DVD gepresst wurde, und das der DVD, als die erstenOnline-Videotheken Filme zum direkten Download anboten.DassFilm-Downloads sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt haben,liegt vor allem an Faktor drei, dem Preis: Sie sind nicht, wie daseigentlich sein sollte, weil ja weder Ladengeschäfte noch Datenträgerund Hüllen vorgehalten werden müssen, preiswerter als Leih- oderKauf-DVDs.Sie kosten mehr.Die Branche verteidigt das von ihr selbstals lukrativer betrachtete Geschäft mit einer restriktiven Preispolitik.Also verschafft sich die Kundschaft Produkte eben zum Nulltarif, wiederüber Internet-Tauschbörsen oder illegale Download-Websites.Den freien Fall der Musikbranche hat erst Apple mit der Einführung voniTunes und bezahlbaren Preisen für Musikdateien stoppen können.Fürdie Branche war das sehr unangenehm.Noch heute sind Musikmanagerauf Apple-Chef Steve Jobs nicht gut zu sprechen, weil er ihnen auf sehrkompromisslose Weise die Bedingungen diktiert, nach denen dasGeschäft zu laufen hat: nur ein Preis, 99 Cent pro Song, keineStaffelung, keine Rabatte, keine Aufschläge.Und natürlich ein saftigerObolus für den Konzern mit dem Apfel.Man wird der Film- undFernsehbranche in den kommenden Jahren womöglich dabei zusehenkönnen, wie sie die gleichen Fehler macht, in die gleichen Fallen stolpertwie die Manager des Musikbusiness.Aber wer weiß, vielleicht kriegtHollywood die Kurve ja doch noch
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