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.Was taten Sie, nachdem Ihr Vater Ihnen diesen Brief gegeben hatte?«»Ich ging in meine Wohnung zurück.Meine Frau war gerade heimgekommen.Ich erzählte ihr, was mein Vater vorhatte.«»Und wann wurden Sie wieder zu ihm geholt?«»Warten Sie… eine halbe Stunde oder vielleicht eine Stunde später.Brenda kam ganz entsetzt zu uns.Ich lief sofort mit ihr hinüber.Aber das sagte ich Ihnen ja schon.«»Betraten Sie während Ihres ersten Besuchs das Badezimmer Ihres Vaters?«»Ich glaube nicht.Nein, sicher nicht.Aber Sie können doch unmöglich glauben, dass ich…«Mein Vater erstickte die jähe Entrüstung, indem er aufstand und Roger die Hand drückte.»Besten Dank, Mr Leonides.Sie haben uns weitergeholfen.Nur hätten Sie uns all das früher sagen sollen.«Die Tür schloss sich hinter Roger Leonides.Ich erhob mich und las den Brief.»Es könnte eine Fälschung sein«, meinte Taverner hoffnungsvoll.»Das glaube ich nicht«, entgegnete mein Vater.»Der alte Leonides wollte seinem Sohn aus der Patsche helfen.Das konnte er als Lebender besser besorgen als Roger nach dem Tod des Vaters, zumal ja das Testament nicht auffindbar ist und folglich Rogers Erbschaft fraglich bleibt.Das ergibt Verzögerungen und Schwierigkeiten.Wie die Dinge jetzt stehen, muss die Firma zusammenbrechen.Nein, Taverner, Roger Leonides und seine Frau hatten kein Motiv, den Alten aus dem Weg zu räumen.Im Gegenteil…« Er brach ab und wiederholte nachdenklich, als ob ihm plötzlich etwas eingefallen wäre: »Im Gegenteil…«»Was meinen Sie?«, fragte Taverner.»Wenn Aristide Leonides nur vierundzwanzig Stunden länger gelebt hätte, wäre Roger alle Schwierigkeiten los gewesen.«»Hm«, machte Taverner.»Glauben Sie, dass jemand im Hause Roger den Ruin wünschte? Jemand, der entgegengesetzte finanzielle Interessen hatte? Leuchtet mir nicht sehr ein.«»Wie sieht die Sache jetzt eigentlich aus?«, fragte mein Vater.»Wer erbt denn nun?«Taverner stieß einen Seufzer aus.»Sie wissen ja, wie Juristen sind.Man bekommt keine klare Auskunft von ihnen.Es gibt ein früheres Testament, das er bei der zweiten Eheschließung aufgesetzt hatte.Danach erhält die zweite Frau dieselbe Summe, Miss Haviland weniger, der Rest geht an Philip und Roger.Ich hätte gedacht, dass dieses Testament in Kraft treten würde, da das spätere nicht unterzeichnet ist; aber so einfach scheint die Sache nicht zu sein, weil Zeugen vorhanden sind, die der Unterzeichnung beiwohnten und die ›Absicht des Testators‹ beschwören können.Wenn keins der beiden Testamente gültig ist, erbt die Witwe alles oder hat zumindest lebenslangen Nießnutz.«»Dann würde also Brenda Leonides am meisten profitieren?«»Ja.Wenn wirklich ein Schwindel dahintersteckt, müsste sie eigentlich davon wissen.Aber wie?«Das ahnte ich auch nicht.Die Sache war uns schleierhaft.Aber wir sahen sie natürlich verkehrt an.12Nachdem Taverner gegangen war, fragte ich: »Sag, Dad, was für ein Mensch ist ein Mörder?«Mein Alter Herr sah mich nachdenklich an.»Ich weiß nicht, ob ich die richtige Person bin, dir da Auskunft zu geben.Ein Psychologe oder ein Psychiater könnte das wohl besser.Aber du möchtest wohl hören, was ich persönlich aufgrund meiner Erfahrungen von Verbrechern halte?«»Ja, genau das«, antwortete ich dankbar.Mein Vater beschrieb mit dem Zeigefinger einen Kreis auf dem Schreibtisch.»Was für ein Mensch ist ein Mörder?« Ein schwaches, leicht schwermütiges Lächeln glitt über sein Gesicht.»Manche Mörder sind durchaus nette Menschen.«Ich muss ihn wohl entsetzt angesehen haben, denn er bekräftigte: »O ja, ganz gewöhnliche nette Menschen wie du und ich oder wie der Mann, der vorhin hier war – Roger Leonides.Der Mörder ist als Verbrecher ein Amateur.Ich spreche natürlich von dem Typus, an den du denkst, nicht an Gangster.Sehr oft hat man das Gefühl, dass diese gewöhnlichen, netten Menschen überrumpelt worden sind, dass sie zufällig zu Mördern geworden sind.Sie waren in der Klemme, oder sie wünschten sich glühend etwas – eine Frau oder Geld –, und sie brachten einen Menschen um, um das Gewünschte zu erlangen.Die Hemmungen, die die meisten von uns haben, fehlen bei ihnen.Ein Kind zum Beispiel handelt auch ohne Hemmungen.Wenn es auf seine Katze böse ist, sagt es: ›Ich bringe dich um‹, und schlägt mit dem Hammer auf den Kopf des Tieres.Und dann bricht ihm beinahe das Herz, weil die Katze nicht mehr zum Leben zu erwecken ist! Viele kleine Kinder richten aus Geltungsbedürfnis ähnliches Unheil an.Später entwickelt sich in ihnen das Gefühl für Recht und Unrecht.Einige Menschen aber bleiben moralisch unreif.Sie wissen zwar, dass Mord ein Unrecht ist; aber sie haben kein Gefühl dafür.Bei den Fällen, die mir untergekommen sind, haben die Mörder keine wirkliche Reue empfunden.Und das ist vielleicht das Kainszeichen.«»Glaubst du, dass jemand den alten Leonides so sehr gehasst hat, dass er ihn umbrachte?«»Reiner Hass? Sehr unwahrscheinlich, würde ich sagen.« Mein Vater blickte mich neugierig an.»Mit Hass meinst du vermutlich eine bis zum Äußersten gesteigerte Abneigung.Hass aus Eifersucht ist etwas anderes, er entsteht aus Liebe und Verdrängung.Constance Kent, sagten alle, liebte ihren kleinen Bruder sehr, den sie umbrachte.Aber sie wollte die Aufmerksamkeit und Liebe, die man ihm entgegengebracht hatte, für sich haben.Ich glaube, die Menschen töten öfter jemanden, den sie lieben, als jemanden, den sie hassen.Vielleicht weil nur ein Mensch, den man liebt, einem das Leben wirklich zur Hölle machen kann.Aber all das hilft dir nicht weiter, nicht wahr? Du brauchst wohl eher ein Merkmal, das es dir ermöglicht, aus einer Gruppe anscheinend normaler und netter Menschen einen Mörder herauszufinden?«»Ja.«»Gibt es so etwas überhaupt? Ich bezweifle es.Wenn es denn eines gibt, dann würde ich vielleicht sagen: Eitelkeit.«»Eitelkeit?«»Ja, ich habe noch nie einen Mörder getroffen, der nicht eitel war.Bei neunzig Prozent führt die Eitelkeit zur Tat, und meist sind die Verbrecher überzeugt, dass sie infolge ihrer Geschicklichkeit nicht überführt werden.« Er fügte hinzu: »Noch ein wichtiger Punkt: Der Mörder hat den Drang zu reden.«»Zu reden?«»Ja, siehst du, wenn man einen Mord begangen hat, gerät man in große Einsamkeit.Man möchte mit einem Menschen über alles sprechen, und das ist unmöglich.Und deshalb wird der Drang immer stärker.Wenn man auch nicht darüber sprechen kann, wie man die Tat vollführt hat, so kann man wenigstens über Mordfragen an sich reden, theoretisieren, diskutieren.Ich an deiner Stelle würde vor allem diesen Punkt beachten, Charles.Natürlich musst du dich dabei vor Vorurteilen hüten.Ob schuldig oder unschuldig, alle werden sich über die Möglichkeit freuen, mit einem Fremden zu sprechen, weil sie zu dir Dinge sagen können, die sie voreinander verschweigen müssen.Aber vielleicht lässt sich ein Unterschied erkennen.Ein Mensch, der etwas zu verbergen hat, muss sich Zügel anlegen, darf nicht alles sagen, und wenn er falsche Informationen gibt, begeht er fast immer einen Schnitzer.Sprich also mit den Leuten im Hause Leonides, Charles, und gib Acht auf einen Schnitzer oder eine verräterische Bemerkung.«Ich berichtete ihm daraufhin, was Sophia von der Grausamkeit ihrer Angehörigen gesagt hatte, und er hörte interessiert zu.»Da hat deine Sophia nicht so Unrecht«, versetzte er dann.»In den meisten Familien findet man eine derartige Achillesferse [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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